Lebendigkeit!

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Sie atmete durch und auf. Der Wald lud ein. Das eigene Leben, das größte aller Abenteuer, der gefährlichste aller Dschungel und Gebirgszüge, der Steppen und Wüsten, lockte und rief. 

Dem Leben war es egal, woher sie kam und seit wann sie auf seinen Pfaden wandelte. Neu geboren, jeden Tag, mit jedem Atemzug, den sie tat. Mit jeder Nacht, nach jedem Atemzug, starb sie. Sie spürte sich selbst, ihren Körper, ihre Seele, die so wild und zärtlich war und manchmal aus dieser Haut zu fahren wünschte, die sie allerdings überaus schätzte und liebte. 

Oh, wie sie dieses Leben liebte! Es kam und ging, es gab und nahm. Begegnungen raubten ihr den Atem, die Ruhe, bezauberten sie, veränderten sie, bis in die kleinste Zelle hinein, schufen neue Möglichkeiten, Welten, eröffneten Wege, die zuvor nie erkannt worden wären. Eine Tür schloss sich, eine andere tat sich auf. Sie erlebte Glück und und Unglück, beides kam, blieb und verließ sie. So war es immer schon gewesen, so erleben es Milliarden von Menschen grade jetzt und so wird es immer sein. Der Gedanke, Teil dieses atmenden und pulsierenden, so überaus lebendigen Universums zu sein stieg ihr zu Kopf und durch den ganzen Körper wie köstliche Wein, berauschte sie geradezu, ließ sie andererseits ganz demütig Dankbarkeit verspüren.  

Sie ging durch den Wald, es war ganz still. Dennoch vernahm sie ein Pochen, ein Brausen: es war ihr eigenes Herz, das ihr das Blut durch die Adern trieb. Stoff, belebt, lebendig: schön. 

Die Nacht senkte sich auf die Bäume, in den Boden, den duftenden, hinein. Sie sah ein Licht, sie wusste: dort! Sie folgte. Unbedingt.

Nicht erst morgen würde sie ein neues Leben beginnen. Es gab ja nur das Jetzt. Und das war wunderbar. 

 

 

2 Kommentare Gib deinen ab

    1. Ja …. :o) … voll ….

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