Der Schlossgarten / The Castle’s Garden

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Müde ließ sie sich am Wegrand zwischen den Wurzeln eines Baumes nieder.  Sie hörte das Summen der Insekten, den Wind in den Blättern, das Rascheln des Geästs, hin und wieder den Flügelschlag eines Vogels. Ein Eichhörnchen sprang vorbei, stoppte verdutzt und starrte sie für eine Sekunde an, ehe es an ihr vorüber hüpfte in die nächstliegenden Zweige und von dort blitzschnell die Baumrinde der Eiche entlang kletterte, offenbar sehr verärgert vor sich her schimpfend.

“Tut mir leid, deine Kreise gestört zu haben”, dachte Lia, immer schläfriger werdend. Sie lehnte sich an den Baum, spürte dessen ruppige Schale und fragte sich, ob er denn einen weichen Kern hätte, ehe sie auch schon im nächsten Augenblick, noch ehe sie einen weiteren Gedanken fassen konnte, einschlief.

Sie schreckte aus ihrem Schlaf hoch. Sie hatte geträumt, einem Pfad durch dichtes Dickicht zu folgen, das wie ein Vorhang vor ihr hing. Es öffnete sich und nahezu geräuschlos, fast wie ein Geist schritt ein Königstiger auf sie zu, sah sie an mit Augen, die einfach nur furchtlos zu nennen waren. Sie drückten die Wildheit und Hoheit eines Wesens aus, das praktisch keine Feinde hatte. Er war riesig, viel, viel größer als sie, geschmeidige, geballte Kraft. Lias Herz machte einen riesigen Satz, der Atem stockte ihr, sie erstarrte vor Schreck: nie hätte sie damit gerechnet, niemals, einem solchen Tier hier, in diesem barocken Garten, zu begegnen. Sie dachte nicht einmal mehr, dass sie in Ohnmacht fallen würde, die Zeit blieb einfach stehen.

Und doch schien der Zeiger einer unsichtbaren Uhr plötzlich einen Ruck getan zu haben, denn es kam wieder Bewegung in die Szene, der Tiger schritt weiter auf sie zu, mit zuckenden Barthaaren und an dieser Stelle des Traumes wachte Lia auf, schweißgebadet und am ganzen Leibe schlotternd, als wäre das Tier leibhaftig vor ihr gestanden.

***
Tired, she settled on the side of the path between the roots of a tree.  She heard the buzzing of insects, the wind in the leaves, the rustling of branches, now and then the flapping of a bird’s wings. A squirrel hopped by, stopped puzzled, and stared at her for a second before hopping past her into the nearest branches and from there scrambling along the bark of the oak with lightning speed, obviously scolding quite angrily.

“Sorry to have disturbed your circles,” Lia thought, growing sleepier. She leaned against the tree, feeling its rough shell and wondering if it had a soft core, fell asleep in the next instant, before she could form another thought.

She was startled out of her sleep. She had dreamed of following a path through dense thickets that hung like a curtain in front of her. It opened and noiselessly, almost like a ghost, a royal tiger strode toward her, looking at her with eyes that were simply fearless, expressing the ferocity and majesty of a creature that had virtually no enemies. He was huge, much, much bigger than her, lithe, concentrated power. Lia’s heart leapt, her breath was taken away, she froze in shock: she had never expected, never, to meet such an animal here, in this baroque garden. She didn’t even think anymore that she would faint, time simply stopped.

And yet, the hand of an invisible clock seemed to have suddenly jerked, for movement came into the scene again, the tiger continued to stride toward her, whiskers twitching, and at this point in the dream Lia woke up, drenched in sweat and shivering all over, as if the animal had stood before her in the flesh.

© Silvia Springer

Translated with big help of http://www.DeepL.com/Translator (free version) . Time is a gift … thank you.

© Silvia Springer

2 Kommentare Gib deinen ab

  1. Stefan Kraus sagt:

    Möge Lia ihren Tiger verstehen.
    Eine schöne Erzählung! Und ein fantastisches Foto!

    1. diespringerin sagt:

      Danke, Stefan 🙏😊… 🐯🐾🐿️🦊🦆🦉🕊️

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