Projekt: „Reisende in der Zeit“ – „Traveler in Time“ Teil/Part 4

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Please find English translation below

Die 1990er … eine neue Ära war angebrochen.

Damals, im Februar 1990, war sie mit einer Freundin unterwegs: ein paar Tage London, dann Lake District. Eine kleine Frühstückspension in Windermere als Ausgangspunkt ihrer Ausflüge.

Es war eine Zeit zwischen den Zeiten: Kalter Krieg, Glasnost & Perestroika, Mauerfall auf der einen Seite, Zerfall der Sowjetunion und Wiedervereinigung Deutschlands auf der anderen Seite, große Hoffnungen, es wehte ein frischer Wind, alles war möglich, alle waren auf einmal „frei“, nicht wahr?

Tschernobyl und Aids (und andere Krisen) wurden kollektiv irgendwie bewältigt (aus dem Bewusstsein verdrängt? Wenn man halt nicht betroffen war …), der erste Golfkrieg lag noch nicht so lange zurück und hatte die Welt neu geprägt, aber das war noch nicht so allgemein verbreitet, es spielte sich ja nicht vor der eigenen Haustüre ab (so wie etwas später die Kriege in Jugoslawien).

Sie wanderten von Ortschaft zu Hügel zu Ortschaft, besuchten Steinkreise und Wishing Wells, fotografierten zottelige Schafe und attraktive einsame Wanderer, waren schlicht und ergreifend unverschämt jung und dachten, sie hätten „es“ in der Hand. Das Leben. Ihr Leben.  Und vor allem: noch vor sich. Sie waren ja noch keine Dreißig, nicht wahr? Sie erinnerte sich an ihre vergebliche Suche nach der berühmten Hadrian’s Wall, daran, von den Einheimischen ins Moor geschickt geworden zu sein. Irgendwo mochte es wohl noch Überreste geben, nur sie waren wirklich meilenweit davon entfernt gewesen. Sie hatten wohl dem einen oder der anderen Einheimischen zur Belustigung gedient. Nun, was soll’s, war ihre gute Tat für jenen Tag und sie waren so naiv gewesen, das gar nicht mitzukriegen. Heute lachte sie selbst herzlich darüber. Sie war so erstaunt, wie sie bei all der Naivität überleben konnte.

Die Welt begann sich ganz konkret in eine bestimmte Richtung weiterzuentwickeln. Die Zeit überschäumender Lebensfreude der Hippiezeit und der Disco-Ära wurde gebremst. Sex war ebenso wichtig wie zuvor, aber überschattet von einer lebensbedrohlichen Seuche, Puritaner hatten Aufschwung, Geld und Macht als Kompensation wurden wichtiger, die Börsen boomten unaufhaltsam ihren Crashs entgegen, aber all das wusste man damals noch nicht.

Sie nahm das so wahr. Vielleicht hatte sie auch unrecht, naiv, wie sie damals war, aber … so hatte sie es eben erlebt, als Gesamtstimmung.  Diese Aufbruchstimmung, der Zeitgeist der Siebziger- und Achtziger-Jahre wurden verdrängt von einem neuen Lebensgefühl, das Aufkeimen eines globalen oder lokalen ökologischen Bewusstseins, diese Hoffnung, als Menschheit einer Wassermann-Zeit entgegenzugehen … all das wurde überschattet von massenhafter Angst und Gier, sehr unbewusst. Diese unbestimmte Angst, versagt zu haben als Kollektiv, die Angst, dass es für die Menschheit eigentlich keine allgemeingültige Lösung geben konnte, die Angst, sich mit Verantwortung (im Großen und im Kleinen) auseinander zu setzen … führte wohl dazu, andere Bereiche als Heilmittel zu verstärken: Absicherung wurde immer wichtiger.  Denn es gab immer mehr zu verlieren, oder?

Aber das war nur eine subjektive Wahrnehmung, eigentlich nur eine Ahnung, vielleicht auch einfach nur Ausdruck ihrer eigenen unbewussten  Angst. Völlig an den Dingen, der Wirklichkeit vorbei. Und es war so bruchstückhaft und unbedeutend …  nicht wahr? Sie lebte sozusagen von der Hand in den Mund, Selbsterkenntnis und -erfahrung waren ihr wichtiger, sie schrak vor beruflichem „Erfolg“ zurück, weil sie beobachtete, wie dieser die Menschen um sie herum veränderte. Sie fand, sie zahlten einen hohen Preis.

Nun ja, sie zahlte ihren eigenen. War es nicht so, dass jeder Mensch seine Existenz mit dem eigenen Leben bezahlte?

Windermere 1990 © Silvia Springer – Photo by K.H., edited by me

The 1990s … a new era had dawned.

Back then, in February 1990, she was traveling with a friend: a few days in London, then the Lake District. A small bed and breakfast in Windermere as the starting point for their hikes.

It was a time between times: Cold War, Glasnost & Perestroika, fall of the Berlin Wall on one side, disintegration of the Soviet Union and reunification of Germany on the other, great hopes, a fresh wind was blowing, everything was possible, everyone was suddenly „free“, wasn’t it?

Chernobyl and Aids (and other crises) were somehow collectively coped with (pushed out of consciousness? If one was just not affected …), the first Gulf War was not so long ago and had reshaped the world, but that was not yet so widespread, it did not take place on one’s own doorstep (like the wars in Yugoslavia a little later).

They wandered from village to hill to village, visited stone circles and Wishing Wells, photographed shaggy sheep and attractive lonely wanderers, were simply unashamedly young and thought they had „it“ in their hands. Life. Their life.  And above all: still ahead of them. They were not yet thirty, were they? She remembered their futile search for the famous Hadrian’s Wall, of being sent into the bog by the locals. Somewhere there might still be remains, only they had really been miles away from it. They had probably served as amusement for one or the other local. Well, what the heck, it was their good deed for that day and they had been so naive not to notice. Today she laughed heartily about it herself. She was so amazed at how she could survive with all that naivety.

The world began to develop in a very concrete way in a certain direction. The time of exuberant joie de vivre of the hippie era and the disco era was slowed down. Sex was just as important as before, but overshadowed by a life-threatening plague, puritans were rising, money and power as compensation were becoming more important, the stock markets were booming inexorably toward their crashes, but none of this was known at the time.

She perceived it that way. Maybe she was wrong, naive as she was back then, but … that was how she had experienced it, as an overall mood.  This mood of departure of the seventies and eighties was displaced by a new attitude towards life, the germination of a global or local ecological consciousness, this hope to go towards an Aquarian time as mankind … all this was overshadowed  by mass fear and greed, very unconscious. This vague fear of having failed as a collective, the fear that there could actually be no universal solution for humanity, the fear of having to deal with responsibility (large and small) … probably led to reinforcing other areas as remedies: Hedging, safety became more and more important.  Because there also was continuously more to lose, right?

But that was just a subjective perception, really just a hunch, maybe just an expression of her own unconscious fear. Completely past things, reality. And it was so fragmentary and insignificant …  wasn’t it? She lived from hand to mouth, so to speak, self-knowledge and self-experience were more important to her, she shied away from professional „success“ because she observed how it changed the people around her. She found they paid a high price.

Well, she paid her own. Wasn’t it true that everyone paid for their existence with their own lives?

© Silvia Springer

Translated with http://www.DeepL.com/Translator (free version)

 

4 Kommentare Gib deinen ab

  1. beautiful sound to travel really deep … lov’em both since GErMany many years.
    Hab keinen Preis bezahlt ;-) dem natürlichen Lebensweg folgen und die Zeichen der Zeit zu sehen war und ist mir zueigen und das hat(te) Konsequenzen. Alles gut und alles hat keinen Preis. Leben ist m. E. und m. A. mehr als nur existieren. ’97 Hmm wäre beinahe in Westafrika geblieben. Es sollte nicht sein denn eine Vaterrolle hier war mir bestimmt. AufbruchStimmung von Vielen!!!!!!!!!!!!!!!!! wann Ja!!!! nUR WANN????
    Hamsafar (fellow lifetime~traveller etc.) greetings

    1. diespringerin sagt:

      Smile. Ja, genau so. Konsequenzen. Preis ist nicht gleich Preis und so weiter und so fort. Entscheidungen. Und so. Einfach Leben. Einfach leben.

    2. diespringerin sagt:

      Froid mich, wegen sound 🤗

    3. diespringerin sagt:

      Und auch so…. 🙏🎈🌞🌎🌍💗🕊️

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