Der gestrige Nebel war so dicht, dass ich glaubte, es hätte zu regnen begonnen, als ich durch den Wald ging. Eine Lichtung erreichend und diese durchquerend, merkte ich das sei nicht der Fall. Wieder im Wald, regnete erneut es von den kahlen Ästen, die Nebelschwaden hatten die Bäume völlig mit ihrer Feuchtigkeit getränkt. Die einzelnen Stämme tauchten aus dem Dunst auf wie stumme Riesen, die ihre Arme emporstreckten, als sendeten sie lautlose Botschaften an einsame Wanderer, Ermahnungen, die Stille nicht zu stören. Die einzigen Geräusche, die ich wahrnahm, waren die Tropfen, die auf den aufgeweichten bemoosten Boden, Zweige und meinen Mantel fielen: “Plop, plop, plop…” machte es unentwegt.
Ich bewegte mich bedächtig, fast hielt ich den Atem an. Ich hörte mein eigenes Blut in meinen Ohren im Takt meines Herzens rauschen. Ich setzte einen Fuß vor den anderen, spürte die Nässe und Weichheit des schlammigen Grunds und nahm das schmatzende Geräusch meiner Schuhsohlen wahr, wenn ich auftrat.
Der Nebel war so dicht, dass ich fast glaubte, dahinter befände sich nichts anderes als dieses schmutzig weiße Licht, als sei ich abgeschnitten vom Alltag, der sich außerhalb der Parkmauern abspielte, dahin floss mit üblicher Geschwindigkeit und Geschäftigkeit, als gäbe es nichts Wichtigeres als die Erledigung von Geschäften, die scheinbar dazu dienten, den Lebensstandard zu erhöhen oder wenigsten zu erhalten oder zumindest die Rechnungen halbwegs zu begleichen.
Die Stille war ebenso dicht wie der Nebel, die wenigen Geräusche traten hervor wie spitze Nadeln, die man spüren mochte, aber niemanden verletzten, eher stimulierten. Im Durchqueren der Lichtung, in der ich letztendlich sogar ein wenig die Orientierung verlor, verspürte ich sogar leise Furcht, denn mir war, als befände ich mich an einem unbekannten Ort, sei nicht in einem wohl vertrauten Feld unterwegs, das ich zuvor bereits Dutzende von Male beschritten hatte. Als ich schließlich den angepeilten Weg erreichte merkte ich, dass ich tatsächlich in eine ganz andere Richtung gegangen war als ich gedacht hatte. Zwar führte der Pfad dorthin, wohin ich wollte, ich musste allerdings viel weiter zu meinem Ziel gehen. Ich war einen Halbkreis gegangen und der Nebel war so dicht, dass ich außer dem Nebel, der Feuchtigkeit und dem, was meine Haut und meinen Körper unmittelbar umschloss und berührte nichts anderes wahrnehmen konnte.
Der Nebel war so dicht … ja, so dicht war er.