Das Selbst, Wildnis / The Self, Wilderness

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Während der Reisegefährte seine jeweilige Busroute fuhr, strolchte sie alleine durch die Straßen, die mittlerweile vertraut waren. Sie wusste, wo es was zu finden gab, wie man dorthin und dahin kam und nahm zur Kenntnis, wie heimisch sie sich fühlte. Aber andererseits passierte ihr das immer, wenn sie auf Reisen war, nur „zu Hause“, in der Stadt, in der sie praktisch ihr ganzes Leben verbracht hatte, fühlte sie sich stets als Fremde. Machte sie das nicht zu einer echten Wienerin?

Sie liebte ihre Stadt, aber … sie war ihr zu eng geworden. Zu sehr Fessel. Sie war aus ganz bestimmten Gründen dort geblieben, guten Gründen, aber die existierten nun nicht mehr. Es hielt sie nichts mehr dort.

Sie hatte keine Ahnung, wohin sie ihre nächsten Schritte führen würden. Es gab Hinweise, Möglichkeiten, Verheißungen, aber die waren noch zu vage und erfahrungsgemäß kam immer alles völlig anders als gedacht. Sie konnte sich nur öffnen: ihrem eigenen Leben, dem, was sie noch zu lernen hatte, dem, was sie noch zu tun hatte, dem, was auf sie noch wartete, hinter ihren Ängsten und Befürchtungen, die sich manchmal als Stimmen der Vernunft tarnten, das konnten sie gut.

So sagte sie „Ja“ zur Veränderung und dachte: „Das Wunder möge geschehen, und es darf besser, viel besser sein als ich es mir selbst vorzustellen vermag, denn was weiß ich schon von mir?“

Das Selbst, dachte sie, in Reflexion auf einer Freundin Gedanken, war die größte und unbekannteste Wildnis. Sie gedachte, sich in ihre zurückzuziehen, sie zu erkunden, sich auf den ihr innewohnenden Spirit einzulassen. Ja natürlich war sie auf Visionssuche.

Das war ihre Essenz, nicht wahr?

***

While her traveling companion drove his bus route, she strolled alone through the streets which now were familiar to her. She knew where to find whatever she needed, how to get there and realized how very much at home she felt. But that on the other hand always happened to her when she was traveling. Only „at home“, in the city where she practically had spent most of her life, she always had felt like an alien. But – did not make this her a real Viennese?

She loved her city, but … it had become too narrow for her. Too much of bondage. She had stayed there for certain reasons, good reasons, but they no longer existed.

She had no idea where the next steps would take her. There were clues, possibilities, somehow promising, but they were still too vague and experience has proofed to her that everything turned always out to be different that expected. She could only open herself: to her own life, to what she still had to do, waited for her, behind her fears which sometimes disguised themselves as voices of reason: they were very good in doing so.

So she said „yes“ to change and thought: „The miracle may happen, and it may turn out better, much better than I can imagine for myself, because – after all – what do I know about myself?“

The self, she thought, in reflection on a friend’s thought, was the largest and most unknown wilderness. She thought of retreating into it, of exploring, embracing her own inherent spirit. Yes, of course she was looking for a vision

That was her essence, wasn’t it?

© Silvia Springer

5 Kommentare Gib deinen ab

  1. „fears disguised as voices of reason“…oh so true.

    1. diespringerin sagt:

      Not so easy to make them out, aren’t they? – But we’re getting better and better in doing so ;o) … Have a great day, dear Maria!

      1. Yes, we are getting better, Silvia.🌼

      2. diespringerin sagt:

        🙃😊

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