Projekt: „Reisende in der Zeit“ – „Traveler in Time“ Teil/Part 2

Please read English translation below

2004 starb ihre Mutter. Das war im Juni. Im August (oder war es September?) flogen sie nach London, ihr Partner damals besuchte eine Sprachschule, um seine Englischkenntnisse aufzupolieren, während sie (wieder einmal) durch die Straßen Londons strolchte.  Sie navigierte sich selbst mittels einer Straßenkarte in Buchform. Natürlich hatte sich seit den Achtziger-Jahren viel verändert. Tatsächlich war sie damals das letzte Mal in England gewesen, davor oft, hatte dort gelebt, länger und auch kürzer, und Urlaub gemacht und jedes Mal hatte das Leben und das, was allgemein  „Fortschritt“ genannt wurde, seine Spuren hinterlassen.

Sie lebte von 1984 bis Anfang 1986  in Southend-on-Sea, praktisch einem Vorort Londons. Der Bergarbeiterstreik und die so genannte „Eiserne Lady“ waren ständig in aller Munde, beschäftigten die Medien. Sie erinnerte sich daran sehr gut, an diese bittere Niederlage für die Bergarbeiter, deren Gewerkschaft und an die Auftritte Margarete Thatchers – diese Frau verursachte ihr eine Gänsehaut, und keine wohlige.

Sie erinnerte sich an brennende Straßen. Sie erinnerte sich an Bombenanschläge durch die IRA in London. Sie erinnerte sich an den Kalten Krieg, die Gefahr durch Atomwaffen, die wie ein Damoklesschwert über der Welt hing. Während sie in England lebte, wurde in ihrer Heimat die Stopfenreuther Au besetzt, um den Bau eines Kraftwerkes zu verhindern.

Es gab damals AIDS (was, das gibt es noch immer?) und etwas später Tschernobyl. Oh, es gab viel. Es gab auch viel wunderbares, natürlich. Davor gab es unglaubliche Dinge, welche die Menschen zutiefst verstörten. Ganze Generationen, traumatisiert. Kinder, traumatisiert. Damals und heute, zwischen allen Krisenzeiten, zu den Hochzeiten (im Westen, im Westen nichts Neues, nicht wahr? – was war in der selben Zeit woanders?).

Die Probleme heute: wie wird mit Reichtum einerseits und Armut andererseits umgegangen? Ist Armut wirklich immer selbstverschuldet? Was ist die selbst verschuldete Unmündigkeit, von der Immanuel Kant sprach? Wie würde die Analyse der Zeit durch diesen hellen Geist HEUTE aussehen?

Wieviel Geld braucht ein reicher Mensch, um zu beweisen, dass er auf die Kräfte des Universums WIRKLICH vertraut?

Wo wäre Enron Musk heute, wäre er das Kind einer Hausbesorgerin und eines angelernten Fabriksarbeiters?

Warum gibt es so wenige vom Format eines Albert Einsteins?

Was ist VERTRAUEN?

Wer ist dazu wahrhaft fähig und braucht keinerlei Krücken?

Ralph McTell – Streets Of London

In 2004, her mother died. That was in June. In August (or was it September?) they flew to London, her partner at the time attending a language school to polish up his English skills, while she (once again) roamed the streets of London.  She navigated herself by means of a street map in book form. Of course, much had changed since the eighties. In fact, she had been to England then for the last time, often before that, had lived there, longer and shorter, and had taken vacations, and each time life and what was commonly called „progress“ had left its mark.

She lived in Southend-on-Sea, practically a suburb of London, from 1984 to early 1986. The miners‘ strike and the so-called „Iron Lady“ were constantly on everyone’s lips, kept the media busy. She remembered it very well, this bitter defeat for the miners, their union and Margaret Thatcher’s appearances – this woman gave her goose bumps, and not pleasant ones.

She remembered burning streets. She remembered bombings by the IRA in London. She remembered the Cold War, the threat of nuclear weapons hanging over the world like a sword of Damocles. While she lived in England, the Stopfenreuther Au was occupied in her homeland to prevent the construction of a power plant.

There was AIDS then (what, that still exists?) and Chernobyl a little later. Oh, there was a lot. There was also a lot of wonderful, of course. Before that, there were incredible things that deeply disturbed people. Whole generations, traumatized. Children, traumatized. Then and now, between all the times of crisis, at the high times (in the West, in the West nothing new, right? – what was in the same time elsewhere?).

The problems today: how to deal with wealth on the one hand and poverty on the other? Is poverty really always self-inflicted? What is the self-inflicted immaturity of which Immanuel Kant spoke? How would the analysis of the time by this bright mind look TODAY?

How much money does a rich person need to prove that they REALLY trusts in the forces of the universe?

Where would Enron Musk be today if he were the child of a house-cleaner and a semi-skilled factory worker?

Why are there so few of the stature of Albert Einstein?

What is TRUST?

Who is truly capable of this and does not need any crutches?

© Silvia Springer

Translated with http://www.DeepL.com/Translator (free version)

13 Kommentare Gib deinen ab

  1. Ja, unsere Erinnerungen leben. Danke für den tollen Text.

    1. diespringerin sagt:

      Ja, das tun sie :)! Vielen Dank fürs Dabeisein 🙏🏻

  2. Stefan Kraus sagt:

    Viele Fragen, die mal Antworten schienen… tristitia mundi, Amor mundi 🌍🏳️❤️
    Danke, hab auch du es richtig schön! 🙂

    1. diespringerin sagt:

      ☺️🙏🏻💫

  3. dwege sagt:

    habe oft das fehlende interesse an sozialer, politischer realität kritisiert, meine erinnerungen an realer armut und politisierung seit 1964 in BERLIN ist unvergessen. bin jahrgang 1944, also älter. erinnere auch deinen wütenden kommentar zur eisernen lady.
    LG dietmar

    1. diespringerin sagt:

      Ja, die Zeit, und unsere Reise in ihr … wir sind BeobachterInnen … ZeugInnen … Beschenkte … Beschämte … Menschen, eben … herzliche Grüße, lieber Dietmar!

      1. dwege sagt:

        ja, so verstehe ich dich und mich selbst auch.
        danke für die antwort und liebe grüße aus der GEGENWART – dietmar

      2. diespringerin sagt:

        🤗

  4. dwege sagt:

    und ein tolles video !

    1. diespringerin sagt:

      Gell? Als ich den Text schrieb, kam mir der Song „Streets of London“ in den Sinn, den summte ich dann vor mich hin. Als ich dann auf Youtube nach ihm suchte, poppte diese Version auf, dann las ich auch noch die Beschreibung dazu und dachte: Synchronizität, es passte einfach ….

  5. dwege sagt:

    interessante erinnerungen und gedanken.

  6. Stefan Kraus sagt:

    Großartiger Text, liebe Silvia. ❤️🙏

    1. diespringerin sagt:

      ☺️🙏🏻💞, danke dir, lieber Stefan, einfach Gedanken einer Reisenden durch die Zeit, irgendwann erkennt man dann: alles schon mal dagewesen, also (k)ein Grund zur Sorge ;) . Oder? Hm…. wie auch immer, hab’s schön, hab’s richtig schön! 🕊️💫🌍💗Amor mundi!

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