„Reisende in der Zeit“ – „Traveler in Time“ : Neuanfang / A New Beginning

Fragment, war Teil des Projekts, bitte hier klicken/ Fragment, was part of project please click here: „Reisende in der Zeit“ – „Traveler in Time“ Teil/Part 9 – diespringerin

Weiteres Fragment/Further fragment: (Please find English translation below)

Das Gehen eines Sängers 

Meine Zeit ist gekommen, Abschied zu nehmen von dieser Hülle, die mein Gefährt in dieser Zeit war. Sie ist schon brüchig geworden, durchsichtig, porös, ähnlich wie die Haut einer Schlange, wenn sie abgelegt wird an einer Gabel eines Astes oder zwischen Felsbrocken. Das Sein darunter, das Freigelegte, schimmert feucht und seidig. Es leuchtet, ich spüre, es leuchtet, mein inneres Auge sieht es, mein Herz das Zentrum dieses Lichts. Die Sehnsucht nach der Heimat erfüllte es, ließ es überfließen, trotz der Liebe zur Welt, in der es schwang und pochte, die Schwingungen, die jenes Herz umgaben, neutralisierten, im wahrsten Sinne des Wortes. Viele Existenzen hat es benötigt, um in dieser hohen Frequenz zu wirken, unzählige, ich erinnere mich nicht mehr, wie viele es waren. Ich erinnere mich an gar nichts mehr, denn das Einzige, das zählt, ist diese eine hohe, durchdringende, unendlich zärtliche Welle der Liebe, die als erste dieses All der Alle durchquerte, sich selbst traf, sich brach, um neu zu entstehen, dieses Streben, nach viel mehr und doch dem einzig Möglichen, als jegliche Philosophen und Weisen aller Zeiten und Welten zu beschreiben vermochten. Alles ungefähre Zielrichtungen, ahnungslose Intentionen, alle endlichen Geister zusammen vermögen nicht zu erkennen, was DIES ist.

Hört auf, geheime Lehren zu verbreiten, sie sind vergebliche Versuche, nicht mehr.

Hört auf zu suchen, denn es gibt nichts zu finden.

Ich bin nicht die Erste, nicht die Zweite, Dritte oder Allerletzte.

Ich bin. Die reine Dankbarkeit. Und nicht einmal das.

Mein letztes Lied habe ich gesungen, ich gehe dahin. Werde nie mehr sein, als wäre ich nie gewesen. Kein Dank für das Opfer, das ist nicht nötig.

Es gibt kein Opfer.

Erinnert euch, es gibt NUR nichts.

Das allein ist Freiheit, ist keine Freiheit.

Ich liebe euch. Seht ihr mich noch? Ja? Und jetzt? Und jetzt … ?

 

Da, wo sie zuvor gesessen hatte, wie eine durchsichtige Murmel, zerbrechlich, filigran und schimmernd wie Perlmut, befand sich auf einmal … nichts.

 

Er packte den Korb mit den Lebensmitteln, den jene Dahinschwindende herbeigesungen hatte, schreckliche Bilder der Zerstörung im Kopf von seinen Liebsten, die er verloren hatte. Was kümmerte es ihn, dass diese Sängerin nicht mehr war? Dieser Korb zögerte nur das Unvermeidliche hinaus, verspottete seine Einsamkeit, seinen Wahn. Was ließ ihn dennoch diese Gabe akzeptieren, diese letzte Hin-Gabe einer Existenz, einer Seele, die nun nie wieder kommen würde, sich vollständig aufgelöst hatte?

Als er, den Korb in der Beuge des einen Arms, eine Hühnerkeule in der anderen Hand, dahinschritt, das zarte gebratene, wohlgewürzte Fleisch mit seinen Zähnen vom Knochen riss, verleugnete, dass er noch Gefühle hatte, wusste er DOCH: in seinem Herzen keimte etwas auf, das er früher, in einem anderen Leben, zu einer anderen Zeit, unter dem Namen „Hoffnung“ gekannt hatte.

Er war schon so weit gegangen, er wusste gar nicht mehr, wie oft es hell und dunkel geworden war, was bei dem wolkenverhangenen Himmel über ihm, alles purpurfarben und rauchnebelverhangen, oft nicht so einfach war zu unterscheiden. Gab es noch Vierundzwanzigstundentage? Sieben-Tage-Wochen? Zwölf Monate im Jahr? Jahre?

Anfangs hatte er noch Kerben in einen Zweig geritzt, wenn er dachte, ein Tag wäre vergangen. Irgendwann war er durcheinandergekommen, erstaunlich, denn es gab keine gefüllten Terminkalender und wichtigen Ereignisse mehr, sondern nur ein Aufwachen und ein Einschlafen irgendwann. Manchmal schien es ihm, dass er tage- und sozusagen nächtelang schlaflos herumzog, vielleicht hin und wieder für Minuten einnickte, wenn er rastete, aber wer konnte das schon so genau wissen, ob diese Minuten nicht ein ganzer Tag waren? Er begann zu zweifeln, denn die Umgebung schien ihm diesbezüglich Hinweise zu geben. Sein Körper passte sich den Gegebenheiten an, wurde sehnig, muskulös, drahtig, verlor jeglichen Wohlstandsmodus. In seinem früheren Leben war er regelmäßig in teure Fitnesstempel gegangen. Er hatte die Herausforderung gesucht, gefährliche Situationen, extreme Sportveranstaltungen, bei denen er immer an, nein, über seine Grenzen gegangen war. Daher wohl hatte er auf rein physischer Ebene diesen Weltuntergang, wie er es nannte, gut überstanden, obwohl der Mangel an ihm nagte. Er war bei allen Strapazen, denen er sich früher freiwillig ausgesetzt hatte (mit einer eigenartigen Besessenheit, die ihm rückwirkend geradezu bösartig erschien), gewöhnt gewesen, seinem Körper die allerbesten Nahrungsmittel und diverse mehr oder weniger legal erstandene Ergänzungsmittel zuzuführen, um ihn in Topform zu erhalten. Er war sehr eitel gewesen, hatte mit kritischem Blick die Definitionen seiner Muskelpartien geprüft. Oh, er war ein toller Hecht gewesen. Bis … sie ins Spiel gekommen war. Die eine.

Er verspürte diesen Stich in seinem Herzen, wie jedes Mal, wenn seine Gedanken zurückwanderten, während seine Füße ihn einfach vorantrugen in eine ungewisse, offenbar völlig leere Zukunft.

Als er sie getroffen hatte, wusste er, dass er bei all seinen erzielten Erfolgen immer unter einem Mangel gelitten hatte, der sich in Luft auflöste in jenem Moment, an dem ihre Blicke aufeinandertrafen. Es war völlig unvermutet, einfach, genial geschehen. Sie hatte sich – immer liebevoll – ein wenig über ihn, nein, nie über ihn, sondern über sein Verhalten – lustig gemacht. Es waren nie verletzende Worte oder Handlungen, die sie aussprach oder vollzog, sondern immer nur ein Hinzeigen und ein Hinweisen auf das, was sie hinter dieser doch recht lächerlichen Fassade tatsächlich wahrnahm. Sie sah den Mann und das verletzte Kind gleichermaßen, ihre einzigartige Begabung, tiefer zu blicken als jeder andere Mensch, der ihm über den Weg gelaufen, ihm jemals begegnet war … außer dieser Sängerin, die sich soeben aufgelöst hatte vor seinen eigenen Augen.

Die Jahre mit ihr und dem Kind, das sie hatten, waren die schönsten, die lustvollsten, intensivsten, schlicht die glücklichsten seines Lebens gewesen. Er hatte sich so sehr auf diese kleine Familie konzentriert und die äußere Welt ausgeklammert, dass er viele Krisen in der Welt nicht in dem Ausmaß erfasste, in dem sie sich entwickelten. Er hatte für sich die Wahrheit gefunden, das Glück lag im Inneren, wurde geteilt mit seiner Gefährtin, erweitert um dieses Kind, er dachte, das sei der Schlüssel zu einer besseren Zukunft. Wäre es auch gewesen. Hätten nicht zu Viele aufgegeben, glücklich sein zu wollen, um immer mehr zu haben, sei es Erfolg oder Geld oder Macht über andere … was auch immer.

Er verstand nicht, warum sie ihm genommen worden waren. Er verstand nicht, warum er überlebt hatte. Am allerwenigsten verstand er, warum er beschlossen hatte, weiterzuleben in einer unwirtlich gewordenen leeren Welt.

Er hielt inne. Atmete tief durch. Kämpfte mit den Tränen, die ihm schließlich über die Wangen liefen. Setzte zuerst den Lebensmittelkorb ab, dann sich selbst. Spürte die harte Kruste der Erde, die nach Regen lechzte. Dachte für eine Sekunde „könnte ich sie doch mit meinen Tränen wieder fruchtbar machen!“, obwohl die Welt im so egal geworden war, ohne seine Liebsten.

Und dann, als sein Schmerz einen Tiefpunkt erreicht hatte, von dem er glaubte, sich nie wieder davon lösen zu können, sah er sie ein paar Meter weiter vor sich stehen, mit dem Kind im Arm, und lächelte ihn an.

Er vergaß zu atmen, alles blieb stehen, die Zeit war ganz still. Er spürte nicht nur sein Herz in seiner Brust pochen, er hörte seinen Trommelschlag laut und deutlich, ein langsames, kraftvolles „BUMM! (Pause.) BUMM! (Pause.) BUMM! (…)“

Dann hob er seinen Arm, als wolle er nach dieser Erscheinung greifen, sie an sich ziehen, herzen, lieben … um im nächsten Augenblick zu erkennen: die da vor ihm stand, war eine Fremde. Und sie hatte ein ebenso fremdes Kind im Arm.

Er stöhnte auf und bedeckte seine Augen mit der vorhin erhobenen, nach jener Frau ausgestreckten Hand.

Eine Erscheinung? Er sah wieder hin, sie stand noch dort, schweigend, tatsächlich lächelnd. Nein, auch sie schien einen inneren Kampf auszuführen, ihrer Brust entwand sich ein Ächzen, der ebenso wie seines nach unermesslichem Schmerz klang.

Das Kind schaute mit großen Augen. Und dann zeigte es mit seinen Fingern auf ihn, brabbelte etwas, das er nicht verstand. Jauchzte plötzlich fröhlich auf, als würde es ihn erkennen.

Später, viele Jahre später dachte er noch an diese Szene und daran, dass er vermutlich in dem Kind, das Sophie hieß, irgendeine schöne Erinnerung ausgelöst hatte, wofür er immer dankbar geblieben war.

© Silvia Springer

The Leaving Of A Singer:

My time has come to say goodbye to this shell that was my vehicle during this life. It has already become brittle, transparent, porous, similar to the skin of a snake when it is stripped off on a fork of a branch or between boulders. The being underneath, the exposed, shimmers moist and silky. It shines, I feel it shines, my inner eye sees it, my heart the center of this light. The longing for home filled it, made it overflow, in spite of the love for the world in which it vibrated and throbbed, neutralized the vibrations that surrounded that heart, in the truest sense of the word. It took many existences to work in that high frequency, countless ones, I don’t remember how many there were. I don’t remember anything anymore, because the only thing that counts is this one high, penetrating, infinitely tender wave of love, which was the first to cross this Universe of Universes, to hit itself, to break itself to emerge anew, this striving for much more and yet the only possible than any philosophers and sages of all times and worlds were able to describe. All approximate aims, naïve intentions, all finite minds together are not able to recognize what THIS is.

Stop spreading secret teachings, they are futile attempts, no more.

Stop searching, for there is nothing to find.

I am neither the first, nor the second, third nor the very last.

I am. Pure gratitude. And not even that.

My last song I have sung, I am leaving. Will never be again, as if I never was. No thanks for the sacrifice, there’s no need.

There is no sacrifice.

Remember, there is ONLY nothing.

That alone is freedom, is not freedom.

I love you. Do you still see me? Yes? And now? And now…?

 

Where she had sat before, like a transparent marble, fragile, delicate and shimmering like mother-of-pearl, there was suddenly … nothing.

He grabbed the basket of food that that dwindling woman had brought, horrible images of destruction in his mind of the loved ones he had lost. What did he care that this singer was no more? This basket only delayed the inevitable, mocked his loneliness, his delusion. What made him nevertheless accept this gift, this last devotion of an existence, of a soul that now would never come again, had completely dissolved?

As he strode along, the basket in the crook of one arm, a chicken leg in the other hand, tearing the tender roasted, well-seasoned meat from the bone with his teeth, denying that he still had feelings, he HAD known: something was sprouting in his heart that he had known earlier, in another life, at another time, under the name of “hope.”

He had already gone so far, he didn’t even remember how many times it had become light and dark, which was often not so easy to distinguish with the cloudy sky above him, all purple and smoke-fogged. Were there still twenty-four-hour days? Seven-day weeks? Twelve months in a year? Years?

In the beginning, he had still carved notches into a twig when he thought a day had passed. Somewhere along the way he had gotten confused, amazingly so, because there were no more filled schedules and important events, just waking up and going to sleep at some point. Sometimes it seemed to him that he wandered around sleepless for days and nights, so to speak, maybe nodding off for minutes now and then when he rested, but who could know for sure if those minutes weren’t a whole day? He began to have doubts, as the environment seemed to give him clues in this regard. His body was adapting to the conditions, becoming sinewy, muscular, wiry, losing all prosperity mode. In his former life, he had regularly gone to expensive fitness temples. He had sought challenge, dangerous situations, extreme sporting events where he had always pushed himself to, no, beyond his limits. Therefore, probably on a purely physical level, he had survived this end of the world, as he called it, well, although the lack gnawed at him. He had been accustomed, in all the exertions to which he had voluntarily subjected himself in the past (with a peculiar obsession that, in retrospect, seemed downright vicious), to feeding his body the very best foods and various supplements, more or less legally acquired, to keep it in top shape. He had been very vain, checking with a critical eye the definitions of his muscle parts. Oh, he had been a great pike. Until … she had come into the picture. The one.

He felt that twinge in his heart, as he did every time his mind wandered back while his feet simply carried him forward into an uncertain, apparently completely empty future.

When he had met her, he knew that for all the successes he had achieved, he had always suffered from a lack that vanished into thin air at that moment when their eyes met. It had happened completely unexpectedly, simply, brilliantly. She had made fun of him – always affectionately – a little, no, never of him, but of his behavior. It was never hurtful words or actions that she uttered or performed, but always just a pointing and a hinting at what she actually perceived behind this quite ridiculous facade. She saw the man and the wounded child alike, her unique gift to see deeper than any other person who had crossed his path, ever met him … except for that singer who had just disintegrated before his own eyes.

The years with her and the child they had had been the most beautiful, the most lustful, the most intense, simply the happiest of his life. He had been so focused on this little family and had shut out the outside world that he had not grasped many of the crises in the world to the extent that they were unfolding. He had found for himself the truth, happiness lay within, was shared with his companion, expanded around this child, he thought that was the key to a better future. It would have been. Had not too many given up wanting to be happy, to have more and more, be it success or money or power over others … whatever.

He didn’t understand why they had been taken from him. He didn’t understand why he had survived. And actually, least of all, he understood why he had chosen to continue living in an empty world that had become inhospitable.

He paused. Breathed deeply. Fought the tears that finally ran down his cheeks. Set down first the food basket, then himself. Felt the hard crust of earth that craved rain. Thought for a second “could I make it fertile again with my tears!” even though the world had become so indifferent to him without his loved ones.

And then, when his pain had reached a low point that he thought he would never be able to get away from, he saw her standing in front of him a few meters away, with the child in her arms, smiling at him.

He forgot to breathe, everything stopped, time was completely still. Not only did he feel his heart pounding in his chest, he heard his drumbeat loud and clear, a slow, powerful “BOOM!”. (Pause.) BOOM! (Pause.) BOOM! (…)”

Then he raised his arm, as if he wanted to reach for this apparition, to pull it to him, to heart it, to love it … only to realize in the next moment: the one standing there in front of him was a stranger. And she had an equally strange child in her arms.

He groaned and covered his eyes with the hand that had been raised earlier and stretched out towards the woman.

An apparition? He looked again, she was still standing there, silently, actually smiling. No, she too seemed to be fighting an inner battle, a groan escaping her chest that sounded like immense pain, just like his.

The child looked with wide eyes. And then it pointed its fingers at him, babbling something he didn’t understand. Suddenly whooped happily as if it recognized him.

Later, many years later, he still thought of this scene and of the fact that he had probably triggered some beautiful memory in the child, whose name was Sophie, for which he had always remained grateful.

© Silvia Springer

Translated with http://www.DeepL.com/Translator (free version, a gift, thank you)

 

2 Kommentare Gib deinen ab

  1. So vielversprechend ist der Anfang, so wundersam die Bilder. In Ruhe will ich es später.zuende lesen.

    1. diespringerin sagt:

      ☺Vielen Dank🙏! Noch einen schönen Abend wünsche ich dir!

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